Waale und Waalwege
Wassermangel im trockenen Vinschgau und Burggrafenamt
Wenn man in Südtirol im Vinschgau oder im oberen Burggrafenamt „auf Schusters Rappen“ unterwegs ist, fallen einem unweigerlich die sehr kargen und waldarmen nordseitigen Berghänge auf.
Das kommt davon, dass die Umgebung von Meran, der Vinschgau und das Passeiertal durch die umliegenden hohen Berge, Ötztaler Alpen, Texelgruppe, Ortler Alpen und Sarntaler Alpen, vor Niederschlägen geschützt sind und daher sehr niederschlagsarm und trocken sind.
Regenwolken regnen sich vom Süden kommend meistens bereits im Ultental ab, oder von Norden kommend bereits am Alpenhauptkamm, sodass vor allem der Vinschgau bezüglich Regen oft „zwischen zwei Stühlen“ sitzt.
Aufgrund dieser Situation wird das Mikroklima im Luftkurort Meran und seiner Umgebung oft auch als Mediterran bezeichnet.
Bewässerung der Felder mit Wasser aus Waalen
Der Wassermangel beeinflusste die Erntemöglichkeiten und machte seit jeher den Bauern zu schaffen, sodass sie künstliche Wasserrinnen, die sogenannten Waale, zur Bewässerung ihrer Felder anlegten. Diese Waale leiteten das Wasser von einem Fluß oder Gebirgsbach zu den Feldern der Bauern.
Über ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit Sperren erhielt jeder Bauer entsprechend seinem Wasserrecht seinen Anteil am abgeleiteten Wasser.
Entlang dieser Waale wurden Begleitwege angelegt, die Waalwege genannt wurden. Diese Wege dienten dem Waaler, dem Verantwortlichen für den Waal, die Waale ständig auf Ihre Funktionsfähigkeit zu prüfen und den Waal gegebenenfalls zu reinigen.
Waalwege als Spazier- und Wanderwege
Heute sind viele Waale aufgelassen und nur noch wenige dienen der Bewässerung. Aber ungeachtet dessen sind die Waalwege größtenteils zu schönen, schattigen Spazier- oder Wanderwegen ausgebaut worden, die aufgrund ihres meist ebenen Verlaufes für groß und klein und alt und jung geeignet sind.